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Keep on smiling … amerikanisches Englisch 101 (für Anfänger)

von | 07.02.2019

Bei meinem ersten Kontakt mit amerikanischem Englisch hatte ich Mühe, auch nur ein einziges Wort zu verstehen. Ich war gerade 14, dem Flugzeug und meiner Vergangenheit in einem oberbayerischen Dorf entstiegen, und stand auf dem Weg  zu meiner Brieffreundin  — mutterseelenallein — in der Zollkontrolle auf einem der größten Flughäfen weltweit: Chicago, O’Hare. Eine freundlich lächelnde Afro-Amerikanerin versuchte geduldig, dem verschreckten Teenie, der in der Schule bisher nur Britisches Englisch – mit mehr oder weniger ausgeprägtem bayerischen Akzent – gehört hatte,  eine Antwort zu entlocken. Unerklärlicher Weise schien der gesamte amerikanische Zoll auf der Suche nach „honey“, also „Honig“ zu sein. Den ich weder beabsichtigt noch unbeabsichtigt einführen wollte, wie ich mehrfach versicherte. Schließlich öffnete ich den Koffer: No honey. Weit und breit. Schallendes Gelächter. Die Zollbeamtin hatte ganz nach ihrer Gewohnheit nicht den Inhalt des Gepäcks, sondern mich selbst einfach als „honey“, kurz einfach „hon‘..“ bezeichnet, „Schätzchen“ also.

Ausgesprochene Freundlichkeit, warmherzige Gastfreundschaft – all dies schlägt einem immer noch entgegen, wenn man abseits der Schlagzeilen Freunde besucht oder Sehenswürdigkeiten besichtigt. Allerdings vielleicht nicht mehr vom Zoll, denn der kann es seit 9/11 durchaus an Unfreundlichkeit mit dem deutschen Beamtentum aufnehmen.

Apropos Sehenswürdigkeiten: wer die Ostküste von Norden nach Süden entlang fährt, entdeckt regionale Sprachunterschiede. In Neuengland z.B. lassen die Einheimischen das typisch amerikanische markante „r“ am Wortende, das man als Nicht-Muttersprachler so lange geübt und im Hals hinten herumgewürgt hat, einfach ganz elegant weg. Die Stadt „Bar Harbor“, heißt dann „Ba Haba“.

Weiter südlich verschwimmen dafür dann die Vokale zu Triphthongen und die Satzmelodie fängt an zu hüpfen. Triphthonge sind Zusammenklänge von drei Lauten hintereinander, wie man sie im Deutschen z.B. aus dem Fränkischen kennt. Dort sagt man für Klöße „Kneedla“, wobei das zweite „e“ fast wie „e“ und „j“ hintereinander klingt, also „Kneijdla“ klingt.

Im Süden der USA ist es ähnlich, zum Beispiel beim weiblichen Vornamen: „Emma May“. Das „May“ spricht man dann wie „Maeij“, wobei die Stimme am Ende nach oben geht.

Zusätzlich mogelt sich für die emotionale Betonung das Wörtchen „done“ als Ersatz für „has/is“ im Past Perfect in die Sätze hinein. Wie in dem wunderbaren Weihnachtsgospel Mary had a baby:

People keep a comin‘ and the train done gone.“

Standardenglisch: People keep coming and the train is gone.

Was ein Zug in einem Weihnachtslied zu suchen hat? Naja, die Underground Railway, eine geheime Fluchtroute in den Norden, brachte Sklaven in die Freiheit, you Shmuck! (jiddisch für: du Eumel).Und: Ja, tatsächlich: „underground“, nicht „subway“, obwohl wir in Amerika sind! Ich hoffe, die Verwirrung in den deutschen Köpfen ist jetzt nicht komplett, im Gegenteil: I hope this done helped!